Was können Spürhunde wirklich riechen – und was nicht?

Spürhunde gelten als Supernasen im Dienst der Sicherheit. Doch wie präzise ist ihre Nase wirklich – und was können sie erkennen oder eben nicht?

Ob an der Grenze, am Flughafen oder bei Verkehrskontrollen: Hunde mit geschultem Geruchssinn werden gezielt zur Aufdeckung von Drogen, Sprengstoffen oder Bargeld eingesetzt. Ihr Einsatz wirkt beeindruckend – doch auch er hat klare Grenzen.

Wie funktioniert die Hundenase im Einsatz?



Ein gut trainierter Hund besitzt bis zu 220 Millionen Riechzellen – beim Menschen sind es rund 5 Millionen. Er kann Duftmoleküle voneinander unterscheiden, die in extrem geringer Konzentration vorkommen. Entscheidender als die absolute Sensitivität ist jedoch die Schulung auf bestimmte Geruchsmuster.

Typisch trainierte Suchkategorien:

  • Drogen (Cannabis, Kokain, Heroin, Amphetamine etc.)
  • Sprengstoffe (TNT, Nitroglyzerin, Plastiksprengstoff etc.)
  • Banknoten (insbesondere bei Geldwäsche-Fahndung)
  • Waffen, Munition, chemische Vorstufen
  • Lebensmittel, Pflanzenteile, Wildtierprodukte (bei Grenzkontrollen)

Der Hund reagiert auf das Training, nicht auf die Kategorie. Wird ein Hund auf Heroin trainiert, erkennt er nicht automatisch Kokain – jede Substanz braucht ein eigenes Geruchstraining.


Tipp: Ein Hund sucht nicht nach Kategorien wie „Drogen“, sondern nach Geruchssignaturen, die er mit Belohnung verknüpft gelernt hat.

Welche Drogen können Spürhunde erkennen?

Häufige Trainingsstoffe sind:

  • THC-haltige Substanzen (Gras, Haschisch)
  • Kokain in Pulver- oder Steinform
  • Heroin – trotz schwachem Geruch
  • MDMA, Ecstasy, Amphetamine – in Tabletten oder Kristallform
  • LSD – meist schwierig, wegen geringem Volumen und Geruchsarmut
  • Crystal Meth – regional unterschiedlich relevant

Nicht jede Einheit bildet auf alles aus. Je nach Einsatzgebiet werden die Hunde selektiv auf bestimmte Wirkstoffe trainiert. Je raffinierter die Verpackung, desto mehr hängt der Erfolg vom Umfeldgeruch, Luftzirkulation und Frische der Substanz ab.

Können Hunde chemisch maskierte Drogen erkennen?

Die Antwort lautet: teilweise. Hunde können Gerüche trotz Verpackung oder chemischer Maskierung wahrnehmen – aber nicht unbegrenzt.

Beispiele:

  • Vakuumverpackung kann Geruch bremsen, aber selten vollständig abschirmen
  • Reinigungsmittel oder Gewürze überdecken Gerüche oberflächlich – nicht zuverlässig
  • Starke Maskierungen wie Aceton, Ammoniak oder Chlor wirken eher irritierend als tarnend

Das Entscheidende ist nicht, ob ein Stoff „riecht“, sondern ob Moleküle davon in die Umgebungsluft gelangen. Selbst kleinste Undichtigkeiten machen ein Paket auffindbar.


Tipp: Hunde sind nicht unfehlbar – sie reagieren auf Gerüche, aber auch auf Körpersprache, Nervosität und situative Reize. Falschanzeigen sind möglich.

Wie sieht es mit Papiergeld aus?



Hunde können tatsächlich Bargeld riechen – aber nicht die Banknote selbst, sondern die spezifischen Zusatzstoffe: Tinte, Druckfarben, Kleber und Lösungsmittel.

Trainiert wird meist auf grössere Mengen, da einzelne Noten kaum Moleküle abgeben. Die Trefferquote steigt mit der Frische und Menge des Geldes – besonders bei grösseren Bündeln.

Typisch trainierte Szenarien:

  • Geldtransporte (Verfolgung von Einbruchsdiebstahl)
  • Verstecktes Bargeld bei Drogenkriminalität
  • Geldkuriere bei Flughafen- oder Grenzkontrollen

Nicht jeder Hund kann Geld erschnüffeln – es ist ein eigenes Spezialtraining, das nicht mit Drogenspürhunden kombiniert wird.

Grenzen des Geruchssinns

So beeindruckend die Leistung ist – sie ist nicht unbegrenzt.

Nicht zuverlässig detektierbar sind:

  • Digitale Datenträger (USB-Sticks, SD-Karten etc.)
  • Geld in kleinen Mengen oder stark gebrauchte Noten
  • Gut abgeschirmte Laborstoffe ohne Geruchsaustritt
  • Rein synthetische Substanzen ohne erkennbare Trägermaterialien
  • Medikamente in Blisterverpackungen

Manche Stoffe haben schlicht keine flüchtigen Moleküle, die austreten – und manche Verpackungen sind so dicht, dass auch die beste Nase versagt.


Tipp: Spürhunde sind keine Allzweckdetektoren – ihr Erfolg hängt von Training, Tagesform, Umgebung und Geruchsverteilung ab.

Wie sicher ist ein Spürhund im Einsatz?

Die Erfolgsquote hängt stark von den Rahmenbedingungen ab:

  • Ruhe und Fokus beim Arbeiten (ohne Lärm, Hektik oder Ablenkung)
  • Kurze Einsatzdauer – ermüdete Hunde arbeiten ungenauer
  • Gezieltes Training – nicht zu viele Substanzen gleichzeitig
  • Erfahrung des Hundeführers

Die Trefferquote liegt – je nach Kontext – zwischen 80 und 95 Prozent. Fehlanzeigen kommen vor, insbesondere bei starker Fremdgeruchseinwirkung, emotionalen Spannungen oder Ablenkungen.

Fazit: Spürhunde sind beeindruckend, aber nicht unfehlbar

Ein ausgebildeter Spürhund kann viele illegale oder versteckte Stoffe detektieren – insbesondere Drogen, Sprengstoffe und Bargeld in typischen Mengen. Doch jeder Hund ist ein Lebewesen, kein Detektorgerät.

  • Er erkennt, was er kennt – kein Universalgeruch
  • Er riecht Stoffe, nicht Begriffe
  • Er braucht klare Signale, ruhige Führung und regelmässige Auffrischung

Die Hundenase bleibt eines der besten natürlichen Instrumente zur Stofferkennung – mit beeindruckender Präzision, aber auch mit nachvollziehbaren Grenzen.

 

Quelle: motortipps.ch-Redaktion
Bildquellen: Bild 1: => Symbolbild © KPhrom/Shutterstock.com; Bild 2: => Symbolbild © New Africa/Shutterstock.com

MEHR LESEN