Verwahrloste Hunde in Rumänien: Wie Schweizer helfen und Leben retten

In Rumänien kämpfen Hunderttausende Strassenhunde ums Überleben – oft verletzt, unterernährt oder krank. Schweizer Organisationen engagieren sich, diesen Tieren eine zweite Chance zu ermöglichen.

Die Situation ist dramatisch, aber nicht hoffnungslos: Tierschutzprojekte, Kastrationskampagnen und Adoptionen eröffnen Perspektiven – auch für Schweizer Tierfreunde.

Die bittere Realität auf Rumäniens Strassen

Rumänien gehört zu den Ländern mit der höchsten Zahl an herrenlosen Hunden in Europa. Nach Schätzungen von Tierschutzorganisationen streunen über 500’000 Tiere auf Strassen, in Wäldern und auf Industriebrachen umher. Viele wurden ausgesetzt, andere stammen von unkastrierten Hündinnen ab. Krankheiten, Verletzungen, Hunger und extreme Witterungsverhältnisse gehören zu ihrem Alltag.



Wie es zur Strassenhund-Krise kam

Der Ursprung dieser Tiertragödie liegt unter anderem in der kommunistischen Vergangenheit Rumäniens. In den 1980er-Jahren wurden viele Menschen in Plattenbauten zwangsumgesiedelt und konnten ihre Haustiere nicht mitnehmen. Seither vermehren sich Strassenhunde unkontrolliert, da flächendeckende Kastrationsprogramme fehlten oder ineffektiv waren.

Gesetze mit zweifelhaftem Effekt

Obwohl ein Gesetz aus dem Jahr 2013 die Registrierung und Kastration von Hunden vorschreibt, fehlt vielerorts die Kontrolle und Durchsetzung. In städtischen Tierheimen werden eingefangene Hunde nach 14 Tagen ohne Vermittlungserfolg euthanasiert. Tierschützer kritisieren diese Praxis als grausam und ineffektiv.


Tipp: Wer Ferien in Rumänien macht, kann Tierschutzprojekte vor Ort mit Futterspenden oder freiwilliger Hilfe unterstützen – viele Organisationen freuen sich über helfende Hände.

Tötungsstationen: Die dunkle Seite des Systems

Sogenannte „Public Shelters“, also staatliche Tierheime, wirken auf den ersten Blick wie eine Lösung. Tatsächlich sind sie oft überfüllt, hygienisch bedenklich und werden schlecht finanziert. Hunde werden dort häufig nur notdürftig versorgt, viele sterben an Krankheiten oder durch aggressive Revierkämpfe.


Dobrita, Rumänien

Ein lukratives Geschäft mit dem Tod

Die rumänische Regierung zahlt Prämien für das Einfangen und Töten von Strassenhunden. Für Betreiber dieser Einrichtungen bedeutet das ein Anreiz, möglichst viele Hunde aufzunehmen – nicht um sie zu retten, sondern um Geld zu verdienen. Tierschutzgruppen dokumentieren immer wieder Missstände, darunter Verstösse gegen Tierschutzauflagen und grausame Tötungsmethoden.

Hoffnung durch Engagement: Schweizer Organisationen vor Ort

Verschiedene Schweizer Vereine setzen sich aktiv für Hunde in Rumänien ein. Ihre Hilfe ist vielseitig: Sie bauen Auffangstationen, organisieren medizinische Hilfe, starten Kastrationskampagnen und vermitteln Tiere in die Schweiz.

  • Pfotenhilfe Mogli: Betreibt ein Tierheim in Rumänien, organisiert Transporte und vermittelt Hunde an Pflegestellen in der Schweiz.
  • VSAT – Verein Schweizer Auslandtierschutz: Vermittelt Hunde nach ausführlicher Vorkontrolle, unterstützt Kastrationen vor Ort.
  • VIER PFOTEN: International tätig, setzt sich für nachhaltige Lösungen und langfristigen Tierschutz ein.

Freiwillige als Schlüssel zum Erfolg

Viele Projekte leben vom Einsatz freiwilliger Helfer. Ob in Rumänien oder in der Schweiz – Unterstützung wird überall gebraucht. Wer sich engagiert, trägt direkt dazu bei, Tierleben zu retten.


Tipp: Wer keine Möglichkeit zur Adoption hat, kann auch mit einer Patenschaft helfen – so wird einem bestimmten Hund langfristig geholfen.

Adoption: Ein rumänischer Hund für ein Schweizer Zuhause

Ein Hund aus dem Ausland zu adoptieren bedeutet Verantwortung – und kann gleichzeitig eine unglaublich bereichernde Erfahrung sein. Die Tiere zeigen oft grosse Dankbarkeit und binden sich stark an ihre neuen Besitzer. Allerdings brauchen viele Geduld, denn sie haben häufig traumatische Erfahrungen gemacht.

Wie läuft die Vermittlung ab?

Die meisten seriösen Organisationen vermitteln Hunde nur nach sorgfältiger Prüfung:

  • Hausbesuch oder telefonische Vorkontrolle
  • Schutzvertrag mit klaren Bedingungen
  • Nachbetreuung durch erfahrene Tierschützer

Vor allem Pflegestellen spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie helfen den Hunden, sich an das Leben in einem Haushalt zu gewöhnen und geben Interessenten die Möglichkeit, den Hund besser kennenzulernen.

Nachhaltigkeit statt Symptombekämpfung

Langfristige Lösungen brauchen mehr als Einzeladoptionen. Um die Situation wirklich zu verändern, setzen sich viele Organisationen für:

  • kostenlose Kastrationsprogramme in ländlichen Regionen
  • Aufklärungskampagnen an Schulen und in Gemeinden
  • politischen Druck auf lokale Behörden

Erst wenn Tierhalter die Verantwortung für ihre Hunde übernehmen und staatliche Stellen den Schutz von Tieren ernst nehmen, kann sich die Lage bessern.


Tipp: Wer helfen will, sollte seriöse Organisationen wählen, die transparent über ihre Arbeit informieren – schwarze Schafe gibt es leider auch im Tierschutz.

Fazit: Jeder kann helfen

Die Lage der Strassenhunde in Rumänien ist erschütternd – aber nicht aussichtslos. Dank dem Engagement vieler Organisationen und der Solidarität aus der Schweiz konnten bereits Tausende Hunde gerettet werden. Wer adoptiert, spendet oder Zeit investiert, wird Teil der Lösung. Es sind nicht immer grosse Gesten, die den Unterschied machen – manchmal genügt schon ein offenes Herz.

 

Quelle: hundenews.ch-Redaktion
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