Hund und Pferd: Harmonisches Miteinander auf dem Reiterhof

Hund und Pferd können beste Freunde werden. Doch das gelingt nicht von allein – es braucht Training, Vertrauen und klare Regeln auf beiden Seiten.

Wer beide Tiere halten oder zusammenführen will, muss ihre Kommunikation verstehen – und den Reitstall konsequent auf Sicherheit und Routine ausrichten.

Begegnung auf Augenhöhe – warum Hund und Pferd besondere Regeln brauchen



Hunde sind Raubtiere, Pferde Fluchttiere. Trotz jahrtausendelanger Domestikation bleiben diese Grundmuster bestehen – mit Konsequenzen für die Kommunikation zwischen beiden Tierarten.

  • Pferde reagieren sensibel auf Bewegungsmuster, Körpersprache und Lautäusserungen
  • Hunde neigen zu schnellen Bewegungen, Blickfixierung oder Bellen
  • Beide Tiere besitzen unterschiedliche Reizschwellen und Fluchtstrategien

Eine unkontrollierte Begegnung kann deshalb für beide gefährlich werden – etwa durch Ausschlagen, panisches Davonrennen oder stürzende Reiter. Der erste Kontakt muss deshalb geplant, ruhig und beobachtend verlaufen – idealerweise mit erfahrenen Begleitpersonen.

Ein weiterer Faktor: Reitställe sind komplexe Umgebungen mit Maschinen, Lärm, offenen Toren und Tierverkehr. Hier gelten andere Regeln als beim Gassigehen.


Tipp: Bei den ersten Begegnungen sollte der Hund angeleint, das Pferd geführt werden – beide brauchen Bewegungsfreiheit ohne Kontrollverlust.

Richtiger Umgang im Stall – worauf es im Alltag ankommt

Der Reitstall ist ein Ort mit festen Abläufen – vom Füttern bis zum Hufschmied. Hunde, die sich frei bewegen, können diese Routinen stören oder gefährden. Deshalb gilt:

  • kein freies Herumlaufen im Stallbereich – Leine oder klarer Rückruf
  • kein Kontakt zu fremden Pferden – Verletzungsgefahr durch Beissen oder Ausschlagen
  • kein Zugang zu Futterplätzen, Mistplätzen oder Pferdeboxen
  • keine lauten Kommandos, Spielzeuge oder Reizobjekte in Nähe der Pferde

Besonders gefährlich sind Überraschungsmomente: ein plötzlich auftauchender Hund im Rücken eines Pferdes kann panikartige Reaktionen auslösen – mit Risiko für Menschen und Tiere.

Hund und Pferd müssen lernen, einander zu ignorieren – auch in stressigen Situationen. Das gelingt nur durch regelmässiges, ruhiges Training und eindeutige Signale vom Halter.


Tipp: Ein Hund, der auf dem Reitplatz oder in der Halle dabei ist, sollte stets einen festen Ruheplatz zugewiesen bekommen – am Rand und sichtbar für den Reiter.

Gemeinsames Training – vom Spaziergang bis zum Ausritt

Wer Hund und Pferd gemeinsam bewegen will, muss Geduld mitbringen. Der Aufbau erfolgt schrittweise – erst nebeneinander an der Leine, dann mit Abstand hinter dem Pferd, schliesslich seitlich oder vorneweg.

  • ruhiges Tempo wählen – Schritt statt Trab, kein Ziehen an der Leine
  • Trainingsorte wechseln – Waldwege, Wiesen, Hofnähe
  • Belohnungen für ruhiges Verhalten – besonders beim Überholen oder Stillstehen
  • klare Kommandos etablieren – z. B. „Warten“, „Ab“, „Vorne“

Auch das Pferd muss vorbereitet werden: Geräusche, Bewegungen oder Geruch des Hundes dürfen keine Fluchtreaktion mehr auslösen. Wer dabei unsicher ist, sollte das Training mit einem zweiten Reiter oder Tiertrainer begleiten lassen.

Wichtig: Auf Reitwegen gelten gesetzliche Leinenpflichten oder Abstandsregeln – besonders bei Begegnungen mit anderen Pferden, Hunden oder Spaziergängern.


Tipp: Wer mit Hund und Pferd unterwegs ist, sollte Leine, Wasser und Maulkorb griffbereit haben – für Notfälle oder Konfliktsituationen.

Hundetyp, Temperament und Trainingserfolg



Nicht jeder Hund ist ein geeigneter Begleiter im Stall. Rassen mit ausgeprägtem Jagdtrieb, Reaktivität oder Lärmsensibilität benötigen deutlich mehr Training – oder sind ungeeignet für engen Kontakt mit Pferden.

  • geeignet: Labrador, Golden Retriever, Australian Shepherd, Collie, Setter
  • bedingt geeignet: Terrier, Windhund, Husky – je nach Individualverhalten
  • weniger geeignet: Dobermann, Schäferhund, Schlittenhund-Mischlinge – oft zu energiegeladen

Doch wichtiger als die Rasse ist der Charakter: Gehorsam, Ruhe und gutes Sozialverhalten zählen mehr als genetische Disposition. Wer früh mit dem Training beginnt, kann auch anspruchsvolle Hunde zu Stallbegleitern ausbilden.

Ein weiterer Faktor ist Alter und Gesundheitszustand des Hundes: Ausritte über mehrere Kilometer, unebener Boden und Wetterbelastung setzen Fitness voraus.


Tipp: Eine verlässliche Grundausbildung ist Pflicht: Sitz, Platz, Rückruf und Leinenführigkeit müssen unter allen Umständen funktionieren.

Fazit: Respekt, Routine und Vertrauen schaffen Harmonie

Hund und Pferd können harmonisch zusammenleben – wenn sie sich kennen, verstehen und respektieren. Voraussetzung ist eine verantwortungsbewusste Haltung, regelmässiges Training und sichere Umgebung.

  • Einführung muss geplant, ruhig und überwacht verlaufen
  • Stallregeln gelten für beide Tiere – Sicherheit geht vor Freilauf
  • Gegenseitiges Ignorieren ist wertvoller als erzwungene Nähe
  • Nur trainierte Hunde gehören auf Reitwege oder in die Halle

Die Belohnung ist gross: Wer Hund und Pferd richtig zusammenführt, erhält zwei treue Gefährten – und neue Möglichkeiten für gemeinsame Naturerlebnisse, soziale Kontakte und strukturierte Tierhaltung.


Tipp: Wer sich unsicher fühlt, sollte eine geführte Einführung mit Reitlehrer oder -lehrerin oder Hundetrainer wählen – besonders bei ersten Ausritten.

 

Quelle: hundenews.ch-Redaktion
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