Hund und Wildtierbegegnung: verantwortungsvoll handeln im Wald und Feld

Wildtiere haben ein Recht auf Ruhe und Schutz. Jeder Spaziergang mit Hund bedeutet Verantwortung gegenüber der Natur.

Im Wald, auf Feldern oder entlang von Hecken kreuzen sich oft die Wege von Haustieren und Wildtieren. Dabei reicht eine kurze Unachtsamkeit: Der Hund hetzt einem Reh hinterher, stört brütende Vögel oder bedrängt ein verletztes Tier. Ein solches Verhalten ist nicht nur gefährlich – es widerspricht dem respektvollen Umgang mit der Umwelt.

Was bei Wildtierbegegnungen wirklich zählt



Rehe, Füchse, Hasen, Dachse, Fasane oder Bodenbrüter leben im direkten Umfeld vieler Spazierwege. Besonders am frühen Morgen oder in der Abenddämmerung sind Wildtiere aktiv – genau dann, wenn auch viele Menschen mit ihrem Hund unterwegs sind. Eine tiergerechte Begegnung basiert auf Respekt, Abstand und Ruhe.


Tipp: Wildtiere frühzeitig erkennen – vorausschauender Blick in Randzonen, Wiesen und Waldränder hilft Konflikte vermeiden

Wird ein Wildtier aufgeschreckt oder gejagt, entsteht grosser Stress. Jungtiere können getrennt werden, fliehende Tiere verletzen sich in Panik. Besonders während der Aufzuchtzeit ist jede Störung gravierend. Der Hund muss daher jederzeit abrufbar und unter Kontrolle sein – auch ohne sichtbare Tiere in der Nähe.

Verantwortung über Gesetze hinaus

Natürlich gelten in vielen Regionen Leinenpflichten – besonders während der Brut- und Setzzeiten. Doch die ethische Verantwortung geht weiter: Auch dort, wo keine Pflicht besteht, ist der Hund zu sichern, sobald Wildtiere auftauchen könnten. Das schützt nicht nur das Tierreich, sondern auch den Hund selbst vor Verletzungen und Konflikten.


Tipp: Leinenpflicht ist Mindeststandard – verantwortungsvolles Handeln heisst: Hund in allen sensiblen Bereichen gesichert führen

Ein unangeleinter Hund, der einem Reh hinterherrennt, missachtet grundlegende Regeln des Naturschutzes. Selbst wenn nichts „passiert“, genügt die Aufregung, um den Energiehaushalt eines Wildtieres zu gefährden – etwa im Winter oder bei Jungtieren.

Warum Hunde nie jagen dürfen

Das Jagdverhalten ist beim Hund tief verwurzelt. Bewegungsreize, besonders bei fliehenden Tieren, können instinktives Hetzen auslösen – auch bei sonst gehorsamen Tieren. Wird der Hund nicht rechtzeitig zurückgerufen, kann das Tier im Jagdmodus taub auf Befehle reagieren.

Schaden entsteht in jedem Fall: Ein Jagdversuch, auch wenn erfolglos, bedeutet Stress für Wildtiere, Belastung für Hund, Halter und das Ökosystem. Die Tiere verlieren Deckung, Reviere werden gestört – langfristige Folgen für die Artenvielfalt inklusive.

So funktioniert ein rücksichtsvoller Spaziergang

– In Waldrandnähe, offenen Feldern, Wiesen und Naturschutzflächen: Leine nutzen
– Frühzeitig Sichtachsen prüfen, um Wildtiere zu erkennen
– Stets auf Pfaden bleiben – keine Abkürzungen durch Unterholz oder Wiesen
– Den Hund bewusst beschäftigen: Nasenarbeit, kurze Trainingseinheiten, Suchspiele

  • Leinenführige Spaziergänge mit Schleppleine trainieren
  • Alternative Spazierwege mit weniger Wildtierkontakt wählen
  • Verlässlichen Rückruf mit Belohnung festigen
  • Hund mit Brustgeschirr statt Halsband führen: mehr Kontrolle, weniger Verletzungsgefahr

Tipp: Nicht nur Sichtkontakt zählt – viele Wildtiere nehmen Gerüche wahr. Auch ein Hund, der „nur schnüffelt“, kann Nestflucht auslösen.

Risiken für den Hund: unterschätzt und real

Wildtiere können sich wehren – etwa Wildschweine, Rehe oder brütende Vögel. Es kommt regelmässig zu Verletzungen bei Hunden, die nicht angeleint sind. Zudem besteht Infektionsgefahr durch Kontakt mit Kadavern, Kot oder Parasiten.

Wird ein Hund vom Halter nicht zurückgerufen oder sogar bewusst jagen gelassen, droht in manchen Regionen nicht nur eine Busse – in Ausnahmefällen dürfen Jäger wildernde Hunde gemäss Gesetz sogar abschiessen.

Vorbereitung: Gelände und Zeiten beachten

– Frühling bis Frühsommer: Jungtiere besonders gefährdet
– Winter: Tiere haben geringere Energiepuffer – jede Flucht ist kritisch
– Morgens und abends: Aktivitätsphasen der meisten Wildtiere
– Felder, Waldränder und Schilfgürtel: bevorzugte Rückzugszonen


Tipp: Bekannte Wildwechsel meiden, besonders in der Dämmerung – dort leben Dachs, Reh und Fuchs besonders zurückgezogen

Respekt beginnt bei der Leine

Die Leine ist kein Zeichen von Schwäche – sondern Ausdruck von Respekt. Sie schützt Wildtiere, den Hund, andere Spaziergänger und fördert Vertrauen. Besonders bei Begegnungen mit anderen Hunden oder Menschen ist die Leine ein wichtiges Instrument der Kommunikation.



Wird sie früh und sinnvoll eingesetzt, akzeptiert der Hund sie schnell als Normalität – vor allem, wenn die Spaziergänge durch spielerische Elemente ergänzt werden.


Tipp: Die besten Naturbeobachtungen entstehen mit Geduld, Leine und Abstand – das Tierverhalten zeigt sich nur in Ruhe

Fazit: Mit Rücksicht zur Harmonie

Wer mit dem Hund in die Natur geht, ist Teil eines grösseren Gefüges. Das bedeutet: Verantwortung wahrnehmen, Rücksicht nehmen und sich bewusst verhalten. Wildtiere benötigen Schutz, Rückzugsorte und Ruhe – und der Hund profitiert von einem ausgeglichenen, sicheren Miteinander draussen.

Spaziergänge werden so nicht nur entspannter, sondern auch lehrreicher – für Mensch und Tier. Das harmonische Miteinander beginnt mit der Leine und endet beim Verständnis für Naturkreisläufe.

 

Quelle: hundenews.ch-Redaktion
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