Zeckensaison beginnt früh: So schützen Sie Ihren Hund vor Bissen
Sobald die Temperaturen steigen, erwachen nicht nur Frühlingsgefühle – sondern auch die Zecken. Bereits ab etwa 7 °C werden die kleinen Spinnentiere aktiv. Sie warten im Gras, auf Sträuchern oder am Waldrand auf ihre nächste Mahlzeit – und das kann für Hunde zur ernsten Gefahr werden. Denn Zecken übertragen Krankheiten wie Borreliose, FSME oder Babesiose.
In der Schweiz ist das Risiko für Mensch und Tier besonders hoch: Fast das gesamte Land gilt als FSME-Risikogebiet, ausser dem Kanton Tessin. 5–50 % der Zecken sind regional mit Borrelien infiziert, schätzungsweise 10.000 Menschen erkranken jährlich an Borreliose. Auch Hunde sind betroffen – oft unbemerkt, aber mit potenziell schweren Folgen.
Die Tierschutzorganisation TASSO e.V., die das grösste kostenlose Heimtierregister Europas betreibt, gibt praktische Tipps zur Vorsorge und zum Umgang mit Zeckenbissen.
Zeckenarten in der Schweiz und ihre Gefahren
Die häufigste Zeckenart hierzulande ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Er überträgt die Borreliose und das FSME-Virus. Inzwischen breiten sich aber auch Auwaldzecken und Braune Hundezecken aus – sie können die Babesiose (auch „Hundemalaria“ genannt) übertragen.
Diese Krankheiten sind regional unterschiedlich verbreitet, aber in der ganzen Schweiz zunehmend relevant – selbst in Höhenlagen bis zu 2.000 Metern.
Dr. Anette Fach, Tierärztin bei TASSO warnt:
„Speziell die Ansteckung mit Babesiose hat je nach Region stark zugenommen. Hier sterben ca. 20 Prozent der erkrankten Hunde. Besonders häufig übertragen wird die Lyme-Borreliose. Selten, aber durchaus möglich, ist auch die Ansteckung mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME.“
Früherkennung und Zeckenkontrolle
Grundsätzlich gilt: Je länger eine Zecke Blut saugt, desto höher ist das Infektionsrisiko. Daher sollte jede Zecke schnellstmöglich entfernt werden. Besonders anfällige Stellen bei Hunden sind Hals, Ohren, Achseln, zwischen den Zehen oder in der Leistengegend.
Doch reines Absuchen reicht laut Dr. Fach nicht mehr aus:
„Da die Gefahr, die von Zecken als Krankheitsüberträger ausgeht, so gross geworden ist und es beim Absuchen des Tieres oftmals vorkommt, dass Zecken übersehen werden, ist der gezielte Einsatz von wirksamen Insektiziden mittlerweile unumgänglich.“
Sie empfiehlt – wie auch Schweizer Fachstellen – einen ganzjährigen Zeckenschutz.
Prävention und Behandlung: Diese Massnahmen helfen
- Spot-ons, Tabletten, Halsbänder: Moderne Präparate können Zecken abwehren oder abtöten, bevor sie Erreger übertragen. Wichtig: Besprechen Sie den optimalen Zeckenschutz vor der Gabe mit Ihrem Tierarzt. Er kann einschätzen, was für Ihren Vierbeiner das am besten geeignete Mittel ist.
- Impfung gegen Borreliose: Für Hunde möglich, aber nicht gegen alle Borrelienstämme wirksam. Die Impfung sollte immer individuell beurteilt werden.
„Schutzimpfungen sind sehr sinnvoll, sollten aber ebenfalls auf jeden Fall immer individuell für den einzelnen Hund besprochen werden“, sagt Dr. Fach. - Regelmässiges Absuchen: Besonders nach Ausflügen durch Wiesen, Wälder oder hohes Gras – auch im urbanen Umfeld.
- Schnelle Zeckenentfernung: Mit einer geeigneten Zeckenzange oder -karte. Zecke möglichst hautnah fassen und langsam herausziehen.
Wenn der Kopf stecken bleibt: nicht drücken oder drehen.
„In der Regel schafft es der Körper alleine, den Zeckenkopf abzustossen. Wenn jedoch eine Rötung und Schwellungen auftreten, sollte das Tier besser dem Tierarzt vorgestellt werden“, rät Fach.
Vitamin B zur Zeckenabwehr – sinnvoll oder nicht?
Immer wieder setzen Hundebesitzer auf Vitamin-B-Präparate, um Zecken auf natürliche Weise fernzuhalten. Besonders Vitamin B1 (Thiamin) wird dabei häufig genannt. Es soll über die Haut einen für Zecken unangenehmen Geruch erzeugen und sie so vom Hund fernhalten. Diese Wirkung basiert jedoch vor allem auf Erfahrungsberichten – ein eindeutiger wissenschaftlicher Nachweis fehlt bislang.
Viele Produkte kombinieren Vitamin-B-Komplexe mit Bierhefe, um den Hautstoffwechsel zu unterstützen und die Abwehr zu stärken. Die Wirksamkeit kann jedoch von Hund zu Hund unterschiedlich ausfallen. Zudem kann Bierhefe bei empfindlichen Tieren zu Verdauungsproblemen führen. Vor der Anwendung empfiehlt sich in jedem Fall ein Gespräch mit dem Tierarzt, um Dosierung, Verträglichkeit und Nutzen individuell abzuklären.
Fazit: Früh schützen – ganzjährig vorsorgen
Ob im Wald, auf der Hundewiese oder beim Spaziergang am Stadtrand – Zecken sind in der ganzen Schweiz präsent. Mit konsequenter Vorsorge, regelmässiger Kontrolle und guter Beratung durch den Tierarzt lässt sich das Risiko deutlich senken. So bleibt der Frühling für Ihren Hund unbeschwert – und gefährliche Erreger haben keine Chance.
Quelle: Hundenews-Redaktion / TASSO / Bundesamt für Gesundheit (BAG) / Zeckenradar Schweiz / zeckenliga.ch
Bildquelle: TASSO